Match4Solutions GmbH

Seit dem 13. Mai speichert ChatGPT alle Chats – Was bedeutet das für dich?

Am 13. Mai 2025 wurde eine Entscheidung getroffen, die viele Nutzerinnen und Nutzer von ChatGPT überrascht hat: Ein US-Bundesgericht in New York verpflichtete OpenAI dazu, alle ChatGPT-Ausgaben vollständig zu speichern – auch solche, die bisher gelöscht wurden oder als temporär galten. Die Maßnahme hat weltweit Auswirkungen, da ChatGPT von Millionen Menschen im Alltag verwendet wird – sei es für private Zwecke, berufliche Aufgaben oder kreatives Schreiben.

In diesem Beitrag erfährst du, warum es zu dieser Entscheidung kam, wer davon betroffen ist, wie OpenAI darauf reagiert und was du jetzt tun kannst, um deine Privatsphäre besser zu schützen.

Der Ursprung: Ein Rechtsstreit mit der New York Times

Die aktuelle Situation geht zurück auf einen laufenden Rechtsstreit zwischen der renommierten Zeitung The New York Times und dem KI-Unternehmen OpenAI. Bereits im Dezember 2023 hatte die NYT Klage eingereicht und wirft OpenAI vor, urheberrechtlich geschützte Inhalte ihrer Artikel ohne Erlaubnis zum Training von Sprachmodellen verwendet zu haben. Ein besonderer Vorwurf lautet, dass ChatGPT in der Lage sei, große Abschnitte oder sogar vollständige NYT-Artikel auf Anfrage wiederzugeben.

Im Rahmen dieser Klage verlangt die NYT, dass alle potenziellen Beweise für Urheberrechtsverletzungen gesichert werden – einschließlich aller von ChatGPT erzeugten Inhalte, die möglicherweise auf NYT-Quellen zurückgehen könnten. Um eine mögliche „Beweismittelvernichtung“ zu verhindern, hat das Gericht OpenAI nun dazu verpflichtet, sämtliche Ausgaben des Modells aufzubewahren – auch dann, wenn Nutzer diese selbst gelöscht haben oder wenn sie gar nicht erst gespeichert wurden.

Die gerichtliche Anordnung vom 13. Mai 2025

Mit der gerichtlichen Verfügung, die am 13. Mai 2025 von Richterin Ona T. Wang im Southern District of New York erlassen wurde, verpflichtet das Gericht OpenAI zur umfassenden Speicherung aller Nutzerausgaben von ChatGPT. Das bedeutet konkret: Auch gelöschte Chats, temporäre Unterhaltungen (bei deaktiviertem Chatverlauf) oder API-Antworten, die eigentlich nicht gespeichert worden wären, müssen nun aufbewahrt werden.

Diese sogenannte Preservation Order soll sicherstellen, dass keine relevanten Inhalte verloren gehen, bevor das Gericht entscheiden kann, ob bestimmte Ausgaben von ChatGPT tatsächlich gegen das Urheberrecht verstoßen. Für OpenAI stellt das eine erhebliche Umstellung dar, denn bislang war es Standard, dass Nutzer ihren Chatverlauf löschen konnten – und diese Daten nach spätestens 30 Tagen auch aus dem System entfernt wurden.

Welche Nutzer sind betroffen – und wer nicht?

Von dieser Maßnahme betroffen sind in erster Linie Nutzerinnen und Nutzer der regulären ChatGPT-Plattform, insbesondere diejenigen mit einem kostenlosen Account oder einem kostenpflichtigen Plus-, Pro- oder Team-Abo. Diese Nutzergruppen haben keine besonderen Datenschutzvereinbarungen mit OpenAI und fallen daher automatisch unter die Speicherpflicht.

Anders sieht es bei Organisationen und Entwicklerinnen aus, die spezielle Datenschutzverträge abgeschlossen haben. Dazu gehören vor allem Kunden mit einem Enterprise-Vertrag, Bildungseinrichtungen mit ChatGPT EDU-Lizenzen sowie API-Nutzer, die den kostenpflichtigen Zero-Data-Retention-Plan nutzen. Für diese Gruppen gilt weiterhin die Möglichkeit, dass ihre Daten nicht gespeichert oder auf Anfrage gelöscht werden können.

Das bedeutet: Wenn du ChatGPT als Einzelperson oder im Rahmen eines kleineren Teams verwendest – ohne spezielle Vereinbarungen – dann werden deine Eingaben seit dem 13. Mai gespeichert, selbst wenn du sie manuell löschst oder gar nicht dauerhaft abspeichern wolltest.

Was passiert mit deinen Daten genau?

OpenAI hat erklärt, dass die gespeicherten Daten unter der Preservation Order nicht für Trainingszwecke oder Produktverbesserungen verwendet werden. Stattdessen werden sie in einem separaten, gesicherten Speicherbereich abgelegt, der ausschließlich für juristische Zwecke vorgesehen ist. Der Zugriff auf diese Daten ist stark eingeschränkt und nur einem kleinen, geprüften Kreis aus dem Bereich Recht und Sicherheit gestattet.

Dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass Daten, die du eigentlich als gelöscht betrachtet hast, jetzt langfristig gespeichert werden – zumindest bis das Gericht eine Aufhebung der Order beschließt. Wie lange das dauern wird, ist derzeit unklar. Das Gerichtsverfahren zwischen der NYT und OpenAI könnte sich noch Monate oder sogar Jahre hinziehen.

OpenAIs Reaktion auf die Speicheranordnung

OpenAI hat sich öffentlich gegen die Preservation Order gestellt. Das Unternehmen reichte wenige Tage nach dem Beschluss einen Antrag ein, die Entscheidung aufzuheben oder zumindest abzumildern. In der Begründung wurde betont, dass die Maßnahme erhebliche Auswirkungen auf den Datenschutz der Nutzer habe und gegen gängige Standards im Umgang mit sensiblen Daten verstoße.

Bislang wurde der Einspruch jedoch abgelehnt. OpenAI hat angekündigt, weiterhin juristisch gegen die Entscheidung vorzugehen. Parallel dazu arbeitet das Unternehmen offenbar an technischen Lösungen, um die Auswirkungen für Nutzerinnen und Nutzer so gering wie möglich zu halten – auch wenn die Daten vorerst gespeichert werden müssen.

Was bedeutet das für deinen Alltag mit ChatGPT?

Für viele Nutzerinnen und Nutzer stellt sich nun die Frage, wie sie künftig mit ChatGPT umgehen sollen. Wenn du bisher darauf vertraut hast, dass gelöschte Inhalte auch wirklich verschwinden, musst du dein Verhalten jetzt überdenken. Ab dem 13. Mai 2025 gilt: Alles, was du in ChatGPT eingibst, könnte theoretisch dauerhaft gespeichert bleiben – auch wenn du den Verlauf deaktiviert hast oder bewusst auf „Löschen“ klickst.

Das betrifft nicht nur sensible persönliche Informationen, sondern auch berufliche Inhalte, kreative Ideen, Geschäftsgeheimnisse oder medizinische Fragen. Gerade bei heiklen Themen solltest du dir gut überlegen, ob du sie wirklich in ein öffentlich betriebenes KI-System eingibst – oder ob es sinnvoll ist, auf Alternativen auszuweichen, die mehr Kontrolle über die Daten bieten.

Wie kannst du deine Privatsphäre trotzdem besser schützen?

Auch wenn die Speicherpflicht derzeit nicht vollständig umgangen werden kann, gibt es einige sinnvolle Maßnahmen, mit denen du deine Privatsphäre im Umgang mit ChatGPT stärken kannst.

Erstens: Gib keine sensiblen Daten ein, die du später nicht irgendwo gespeichert wissen möchtest. Dazu zählen nicht nur persönliche Angaben wie Namen, Adressen oder Passwörter, sondern auch vertrauliche Dokumente, interne Projektinformationen oder juristische Inhalte.

Zweitens: Nutze temporäre Chats mit deaktiviertem Verlauf, auch wenn diese technisch weiterhin gespeichert werden. Sie erscheinen zumindest nicht in deinem persönlichen Chatverlauf – und können so weniger leicht versehentlich eingesehen werden.

Drittens: Erwäge den Umstieg auf einen Enterprise- oder EDU-Tarif, wenn du regelmäßig mit vertraulichen Daten arbeitest. Diese Tarife bieten Optionen, die Speicherung zu deaktivieren oder unter deiner Kontrolle zu halten.

Viertens: Setze auf lokale Sprachmodelle, wenn du maximale Datensouveränität brauchst. Es gibt inzwischen leistungsfähige Open-Source-KI-Modelle, die du auf deinem eigenen Gerät betreiben kannst – etwa mit Tools wie LM Studio oder Ollama.

Fazit: Ein neuer Balanceakt zwischen Recht und Datenschutz

Die Speicherpflicht für ChatGPT-Ausgaben ab dem 13. Mai 2025 zeigt deutlich, wie schwierig der Spagat zwischen juristischen Anforderungen und digitalem Datenschutz ist. Während das Gericht nachvollziehbar verhindern will, dass potenzielle Beweise vernichtet werden, geraten gleichzeitig Millionen Nutzer in eine neue Grauzone – in der gelöschte Daten plötzlich wieder präsent sind.

Für dich als Nutzerin oder Nutzer bedeutet das vor allem eines: Bewusstsein. Sei dir darüber im Klaren, dass deine Eingaben in ChatGPT – zumindest vorläufig – dauerhaft gespeichert werden. Triff deine Entscheidungen entsprechend, gehe sorgfältig mit vertraulichen Informationen um und informiere dich über die Möglichkeiten, wie du deine Daten besser schützen kannst.

OpenAI arbeitet daran, die Speicherpflicht wieder aufheben zu lassen – doch bis dahin gilt: Jeder Chat zählt.

Schreibe einen Kommentar